Lykischer Weg

Über den „antiken“ lykischen Weg kursieren zahlreiche Gerüchte, doch ob diese auch wirklich wahr sind, bleibt fraglich. So heißt es oft, dass auf dem gut 500 Kilometer langen Weitwanderweg schon vor mehr als tausend Jahren regelrechte Karawanen von Kamelen entlang zogen, die voll bepackt mit Handelsgütern gewesen sein sollen. So wird der Lykische Weg oft als wichtiger Handelsweg aus der Antike beschrieben. Doch in Wahrheit wurde der Lykische Weg, dessen türkischer Name Likya Yolu ist, erst 1999 eröffnet. Damals wurde er erst einmal vom Ministerium für Tourismus und Kultur erlaubt und von der Garantie Bank gesponsert. Zahlreiche freiwillige Helfer begannen dann, den Weg zu erkunden und überall Schilder und Markierungen anzubringen, die es den Urlaubern erlauben sollten, sich auf dem weiten Wege nicht zu verirren. Vor allem wurde der Lykische Weg durch die Türkeiliebhaberin Kate Clow initiiert. In monatelangen Wanderungen erkundete sie die Gegend und legte den Weg mehr oder weniger an. Laut Berichten einiger sehr bekannter Zeitungen zählt man den Lykischen Weg heute zu den zehn schönsten Weitwanderwegen auf der ganzen Welt. Das ist auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass der Weg hauptsächlich direkt an der Lykischen Küste entlang verläuft und eine schier unendliche Vielfalt an landschaftlichen Kulissen bietet. Auch die zahlreichen, an diesem Weg liegenden Sehenswürdigkeiten sprechen für dieses Klassifizierung. Viele sind immer noch der Meinung, dass der Lykische Weg ein Wanderweg ist, den man einfach entlang wandert, am besten noch innerhalb kürzester Zeit. Doch diese Vorgehensweise ist hier absolut nicht zu empfehlen, werden Ihnen doch so viele der atemberaubenden Landschaften und der Sehenswürdigkeiten entgehen.

Vielmehr sollten Sie sich bei einer Wanderung auf dem Lykischen Weg viel Zeit nehmen, um auch alle Sehenswürdigkeiten in Ruhe bestaunen zu können – nennen Sie es Genusswandern, aber haben Sie die Strecke oder auch nur einen Teil davon erst einmal zurückgelegt, so werden Sie froh sein, dass Sie sich hierfür die entsprechende Zeit genommen haben. Direkt von Fethiye führt der Lykische Weg an der Küste entlang bis nach Antalya. Das einmalige Taurusgebirge, dessen Ausläufer sich teilweise bis zum Meer hinab erstrecken, stellt die unvergleichliche Kulisse für diesen Wanderweg dar. Die steil abfallenden Felsen, die zahlreichen am Lykischen Weg liegenden einsamen Buchten und Inseln bieten einen weiteren Augenschmaus. Daneben reiht sich eine antike Sehenswürdigkeit an die andere. Bestaunen Sie auf Ihrer Wanderung über den Lykischen Weg Ruinen aus der Antike, lykische Felsengräber und die Reste einstiger, bedeutender lykischer Städte, die teils bereits „versunken“ im Meer sind, aber deren „Spitzen“ noch gut zu erkennen sind. Die Gegend rund um den Lykischen Weg eignet sich dabei bestens für die Wanderbegeisterten, die dabei aber auch nicht auf die entsprechende Kultur verzichten wollen. Auch lässt sich ein Wanderurlaub auf dem Lykischen Weg herrlich mit einem Badeurlaub verbinden. So müssen Sie sich nicht entscheiden, welche Art des Urlaubs an der Lykischen Küste Sie bevorzugen. Vielmehr können Sie alle verschiedenen Urlaubsangebote miteinander verbinden. Ob Sie sich dabei für eine geführte Wanderung über den Lykischen Weg entscheiden, oder diesen doch lieber auf eigene Faust erkunden, bleibt dabei ganz Ihnen überlassen.

Durch die extrem gute Ausschilderung, die überall am Lykischen Weg zu finden ist, können Sie getrost auch ohne eine professionelle Reiseführung hier entlang wandern. Allerdings sollten Sie sich auch eine entsprechende Wanderkarte besorgen, denn gerade inmitten des Lykischen Wegs in den Ortschaften ist dieser oft nicht leicht zu finden. Auch sollten Sie bei einer langen Wandertour auf diesem Weitwanderweg immer für ausreichend Verpflegung sorgen. Gerade das Wasser spielt hier eine große Rolle, da die angegebenen Wasserstellen auf den Wanderkarten durchaus bereits versiegt sein könnten oder das Wasser hieraus einfach nicht mehr genießbar ist. Einige Teilstücke des Lykischen Wegs verlaufen über mehr als 20 Kilometer, ohne dass Sie dabei auf eine Ortschaft treffen. Besonders auf diesen Teilstücken werden Sie heilfroh sein, wenn Sie ausreichend Wasser, evtl. auch etwas zu essen mitgenommen haben. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die am Lykischen Weg liegen, sind wohl die Burg bei Gedelme, die Römer-Brücke, die Orte Phaselis, Chimaera, Olympos, Alt-Olympos, Xanthia u. v. m. Wo Sie einen Stopp einlegen, bleibt dabei ganz Ihnen überlassen. Aber zu empfehlen sind alle dieser Ziele. Der Lykische Weg kann dabei das ganze Jahr über bewandert werden. Allerdings sollten Sie besonders in den Monaten Januar bis März auf den Etappen rund um Kemer, die oft mehr als 1.000 Meter hoch liegen, mit sehr viel Schnee rechnen. Dies kann natürlich die Wanderzeit deutlich verlängern, so dass Sie diese zusätzliche Zeit unbedingt mit einkalkulieren sollten, wenn Sie eine Wanderung planen. Auf dem Gipfel des Tahtali, mit seinen über 2.365 Metern Höhe, sollten Sie dagegen noch bis in den Mai mit zahlreichen Schneefeldern rechnen, die auch größeren Ausmaßes sein können. Zwischen Mai und Juli bzw. September und Dezember können Sie hier aber auch wunderschöne Trekkingtouren erleben, die an der einmaligen Landschaft entlang führen.

Wichtige Etappen des Lykischen Weges

Cirali – Yanartas – Ulupinar

In diesem Bereich des Lykischen Weges sollten Sie unbedingt zu Fuß unterwegs sein. Denn nur so lassen sich die herrlichen, dichten Mischwälder, die in den unteren Lagen zu finden sind und die Kiefern- und Zedernwäldern in den höheren Lagen des Taurus-Gebirges so richtig erkunden. Auch die nahe gelegenen Ruinen von Olympos sowie die Ewigen Feuer können Sie hier erkunden. Daneben bieten sich natürlich auch längere Touren an. So können Sie von hier aus auch problemlos auf alten Pfaden von Halbnomaden wandern und gelangen zu herrlich gelegenen Hochweiden, die vor allem als Sommerweiden bekannt sind, im Taurusgebirge. Ein Ausflug, der sich allemal lohnt. Wenn Sie bereits eine längere Etappe auf dem Lykischen Weg hinter sich haben, sollten Sie Cirali unbedingt als Stützpunkt auf Ihrer Route wählen. In den vielen kleinen Hotels und Pensionen können Sie wunderbar übernachten, um dann am nächsten Tag frisch und ausgeruht Ihre Tour fortzusetzen. Vorher können Sie in den vielen kleinen Lebensmittelgeschäften für die nötige Marschverpflegung sorgen. Die Route von Ciralis über Yanartas nach Ulupinar stellt eine sehr abwechslungsreiche Route dar, die über Wanderpfade, Flussläufe und Forststraßen führt. Die Tour ist relativ leicht und eignet sich auch für unerfahrene Wanderer bestens. Sie dauert von Ciralis Brücke aus etwa drei Stunden, starten Sie in Yanartis am Parkplatz, benötigen Sie dagegen nur zwei Stunden, um in Ulupinar anzukommen. Meist wird jedoch am Parkplatz in Yanartas gestartet, wo auch die Wasservorräte nochmals problemlos aufgefüllt werden können. Um es den Touristen bequemer zu machen, wurde der Weg mehr und mehr verbreitert und nahezu durch viele, steil ansteigende und auch sehr hohe Stufen ersetzt.

Diese können aber die Wanderung eher zur Qual machen, als dass man hier Lust bekommt, denn Knieprobleme sind bei solch hohen Treppenstufen vorprogrammiert. Deshalb sollten Sie nach Möglichkeit lieber neben den Stufen entlang wandern. Nach nur etwa 20 bis 30 Minuten, je nachdem wie schnell Sie wandern, erreichen Sie dann auch schon die ersten Feuer. Daneben finden Sie aber auch noch einige Reste eines Tempels sowie die Mauern einer byzantinischen Basilika. Zwar nicht sonderlich gut erhalten, doch immerhin noch zu erkennen, ist diese Basilika auch mit einigen Fresken noch zu bewundern. Steil verläuft der Pfad dann weiter und führt schließlich über Macchia durch Kiefernwälder bis zum Yanarberg. Hier müssen Sie sich aber nicht mit den unnatürlich hohen Stufen abquälen, denn diese verschwinden nach den Feuerstellen. Kurz unterhalb des Gipfels können Sie dann auch schon die nächsten Feuerstellen bestaunen, die „ikinci yanar”, also die zweiten Feuer von Yanartas. Zwar sind sie nicht ganz so eindrucksvoll geraten, wie die unteren, doch können Sie deren Anblick hier besser genießen, da nur wenige Touristen den teils doch beschwerlichen Aufstieg unternehmen. Sind Sie dann am Sattel des Berges angekommen, sollten Sie erst einmal in aller Ruhe den herrlichen Ausblick auf Cirali und den prächtigen Tahtali Dagi genießen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause, in der Sie den Ausblick so richtig auskosten konnten, gibt es einen sanften Abstieg durch die Kiefernwälder, der auf einen deutlich ausgeprägten Fußweg führt. Von dort aus gelangt man bereits nach kurzer Zeit an einen kleinen Bachlauf, in dem Sie sich kurz erfrischen können. Entlang dieses Bachlaufes wandern Sie dann so lange, bis dieser in den Ulupinar Deresi führt. Im Hochsommer können Sie den kleinen Bachlauf oft trockenen Fußes überqueren, doch wenn es gilt, den Ulupinar Deresi zu überqueren, sollten Sie sich auf nasse Füße gefasst machen. Im Frühjahr ist dies oft etwas schwierig, weshalb es sich empfiehlt, den Ulupinar Deresi über einen Baumstamm zu queren. Auf diesen setzt man sich dann am besten und rutsch sitzenderweise darüber. Hat man den Ulupinar Deresi erfolgreich überwunden, so gelangt man auf eine Forststraße, die leicht ansteigt und den Berg zu Ulupinar hinaufgeht. Dort finden Sie dann eine große Anzahl der verschiedensten Restaurants, in denen Sie sich eine warme Mahlzeit gönnen können. Am besten suchen Sie sich eines der Restaurants aus, in denen Sie auf der Terrasse speisen und dabei gleich den herrlichen Ausblick genießen können.

Olympos – Musadagi – Adrasan

Dieser Wanderpfad ist besonders gut ausgebaut und deutlich erkennbar. Die Wandertour startet meist in Olympos am westlichen Ende der Nekropole und hier direkt beim großen Grabbau. Für die Strecke benötigen durchschnittliche Wanderer, die bereits über etwas Erfahrung verfügen, etwa sieben bis acht Stunden. Aber lassen Sie sich nicht hetzen, sondern genießen Sie lieber die herrliche Natur und die Landschaften, die sich Ihnen auch auf diesem Wege bieten. Bei einer Wanderung auf dieser Strecke sollten Sie aber vor allen Dingen sehr viele Wasservorräte mitnehmen. Denn auf der gesamten Tour gibt es nur eine einzige Wasserstelle, die erst nach etwa drei Stunden erreicht wird. Außerdem führt diese vor allem im Sommer kaum ausreichend Wasser, sondern tröpfelt nur wenig vor sich hin.

Cirali – Maden – Tekirova

Für diese Tour benötigen durchschnittliche Wanderer etwa sechs bis sieben Stunden inklusive entsprechender Pausen. Die Tour startet als Wanderweg bis etwa zum alten Bergwerk, welches sich in der Bucht Maden befindet. Danach folgen Sie einer Forststraße, die kurz vor Tekirova in einen breiten Sandweg übergeht. Auch hier ist es wichtig, dass Sie ausreichend Wasservorräte mitführen. Denn entgegen der Aussagen vieler Wanderkarten und Reiseführer werden Sie hier keine Wasserstellen finden.